14.03.2010

Das Ende einer Reise


Das eine Auge des Fotografen schaut weit geöffnet durch den Sucher,
das andere, das geschlossene, blickt in die eigene Seele.
Henri Cartier-Bresson, französischer Fotograf


Zehn Wochen voller Erlebnisse und Eindrücke liegen hinter uns. Vieles, was wir gesehen haben, hat uns beeindruckt. An der üppigen Natur haben wir uns erfreut, von den Menschen haben wir gelernt. Wir kehren zurück in unser schönes Österreich. Verändert!?  – „Same, same! But different!“


Die schwierigste Turnübung ist immer noch,
sich selber auf den Arm zu nehmen.

Curt Goetz

10.03.2010

Die mit den Fischen tanzt




Wir haben von der Andamanensee zum Golf von Thailand gewechselt und sind nun schon vier Tage in den Gewässern vor Koh Samui und Koh Tao unterwegs. Da wir vom akuten Schnorchelfieber gepackt sind, muss der Blog Samui entfallen. Wir sind zum Ursprung des Lebens zurückgekehrt, in den Ozean. Daher haben wir von der Oberwelt noch nicht viel mitbekommen. Das Schaukeln der Wellen hat sich unserem Gleichgewichtssinn schon so eingeprägt, dass wir uns am Festland unsicher auf schwankendem Boden bewegen und uns das Gefühl der Schwerelosigkeit sanft in den Schlaf wiegt.

07.03.2010

Phi Phi – Südseeträume

Wenn der blendend weiße Sand am Meeresboden durch das kristallklare Wasser schimmert, verleiht er dem Meer ein Leuchten in strahlendem Türkis. Dort, wo der weiche Sand in die scharfkantige, fantastische Welt der Korallengärten übergeht, wechselt die Farbe in geheimnisvolles Dunkelblau, in dem das Sonnenlicht in Strahlenkränze gebündelt in die Tiefe stürzt.
Phi Phi: ein Name, der Südseeträume weckt! Zwei von urwüchsigem Wald bedeckte Kalksteinmassive, durch eine schmale Landzunge verbunden, die zu beiden Seiten in schneeweiße, halbrunde Sandbuchten ausschwingt. Draußen im Meer Tauch- und Schnorchelreviere vom Feinsten.

 
  
Dass man diese Schönheit hier nicht für sich allein genießt, ist nicht verwunderlich und man muss sich darauf einstellen, die Riffe und Traumbuchten mit unzähligen anderen Touristen zu teilen. Wir haben aber gut recherchiert und unser Traumhäuschen hoch oben am Berg gefunden. Die Stufen hinauf sind so steil, dass ein natürliches Ausleseverfahren dafür sorgt, dass nur wenige die luftige Höhe erreichen. Wir blicken hinüber zur unbewohnten Insel Phi Phi Le. Früh am Morgen haben wir das Schnorchelrevier „Sharkpoint“ fast für uns allein und sind mit den Riffhaien verabredet.
 
 

02.03.2010

Die Affenbande vom Tigertempel

Dort wo die Menschen sind, dort sind auch die Affen, denn hier gibt es ja was zu holen! Was die kleinen Makakenäffchen alles aufführen, ist wirklich filmreif. Man braucht sich nur hinzusetzen, und für stundenlange Unterhaltung ist gesorgt. Die Affen bewegen sich ganz selbstverständlich zwischen den Menschen. Ab und zu springt einer der Touristen ängstlich zur Seite, wenn eines der ehrwürdigen Männchen zu nahe kommt. Auf Hüte, Brillen und Fotoapparate haben es die flinken Händchen besonders abgesehen. Besondere Vorsicht ist auch bei den Affenmüttern angesagt, die ihre Babys wie eine umgeschnallte Bauchtasche mit sich herumtragen. Die Winzlinge krallen sich am Leib der Mama fest und recken ihre Greisengesichtchen schon neugierig hin und her. Bei all dem Wirbel sind sie darauf bedacht, die ausgedehnte Zitze der Mutter nur ja nicht aus dem Mäulchen zu verlieren. Den größten Krawall aber veranstalten die Halbwüchsigen. Makakkenjungs und –mädels jagen über den Platz, nichts ist vor ihnen sicher. Sie turnen auf den Dachgiebeln der Tempel herum, balancieren auf Stomleitungen wie geschickte Seiltänzer, leeren die Mistkübel, trinken aus Colaflaschen, planschen spritzend und kreischend im Brunnenwasser und raufen und balgen sich, was das Zeug hält.
 
  
 

27.02.2010

In der Bucht von Krabi

Happy Island, Chicken Island, Diamondcave - klingende Namen für eine Landschaft voller Dramatik! Die Bucht von Krabi besteht aus unzähligen Karstkegeln, die sich zerfurcht und von Tropfsteinen behangen, senkrecht aus der Andamanensee erheben. Will man zu den vielen der Küste vorgelagerten Limestone - Inselchen gelangen, so nimmt man am Besten ein Kanu und erforscht diese Welt aus grünem, leuchtendem Wasser und Felstürmen ganz für sich allein. Besonders abenteuerlich ist es, in die Grotten vorzudringen, immer auf der Hut vor den Wellen, die einen gefährlich nahe an die Tropfsteine und messerscharfen Muschelbänke tragen können. Im Dunkel des Berges leuchtet das Wasser in Farbe und Linie wie Aquamarin und Türkis. Kleine Schwalben segeln kunstvoll über den Wellenkämmen dahin und gleiten geschickt durch die schmalen Öffnungen in die Höhlen, wo oben im Dach die Nester kleben.

 
   
 Die nach Westen abfallende Küstenlinie ist die ideale Bühne für das Schauspiel des sich täglich wiederholenden, blutroten Sonnenuntergangs.
 
Eine Welt in einem Sandkorn zu sehen
und einen Himmel in einer Windblume,
die Unendlichkeit in einer Hand zu halten
und die Ewigkeit in einer Stunde.

William Blake

25.02.2010

Gedanken zum Paradies

 
 Die Zeit misst sich im dumpfen Auf und Ab der Wellen, die schwer und träge über das blendende Weiß des Sandes rollen, sich fächerförmig ausbreiten und als kleine Rinnsale zurück ins Meer rieseln. Eine Kokosnuss tanzt auf den Wellenkämmen hin und her. Den grünen Keimling reckt sie wie ein Segel in den kaum spürbaren Wind, wippend, dem Spiel der Wellen völlig hingegeben. Die spitzen Zacken der Palmwedel zittern in hundertfacher Bewegung. In ihrem Zischeln und Knattern sprechen sie die Sprache des Windes, erzählen das immer gleiche Märchen vom Garten Eden.
Träge hockt ein Beo im Wirrwarr der am glatten Palmholz klammernden Orchideen. Müde und fremd klingt seine Melodie. Als er sein amselschwarzes Gefieder spreizt und zum Flug öffnet, leuchten die weiß gezeichneten Schwingen wie eine Erinnerung an Schnee.
Selbst in den Morgenstunden liegt die Hitze wie ein schwerer Mantel über der prallen Schönheit der verschwenderischen Natur. Im sonst so hektischen Flattern der Schmetterlinge liegt Gleichmut und Ruhe, Gleitflug auf träger Luft.
Langsam auch die Bewegungen der Menschen. Das Lächeln der Gesichter, Gelassenheit in den ebenmäßigen Gesichtszügen, die, wie die Natur, die Sprache der Schönheit sprechen. Schwarz glänzendes Haar und samtene, schokoladenbraune Haut. Feingliedrig und zart in Form und Bewegung sind die Menschen, die das Leben hier formt.
 
Der Fremde fühlt sich fremd in diesem Paradies. Nie wird es ihm gelingen, eins zu werden mit dieser Stille. Noch immer Unruhe im Herzen? Der Fremde wartet. Er sucht.
In der Schönheit der Gesichter lässt sich nicht lesen. Das Lächeln verbirgt den Charakter. Nur Gleichmut – keine Entschlossenheit? Nur Ruhe – keine Leidenschaft? Nur Ebenmaß – kein Makel, der von Schwächen erzählt, die den Menschen menschlich machen.
Der Fremde fühlt sich fremd. Bewunderung, Staunen, Fragen, viele Fragen… Der Fremde wartet. Er sucht.
Er spürt, dass ihm der Wandel fehlt. Immer Sonne, keine Schauerwolken. Noch immer kein Regenbogen?
Der Fremde fühlt sich fremd im Paradies. Er versucht sich im Rauschen des Meeres das Knirschen von Schnee vorzustellen und im schweren, süßen Duft der Ananas den klaren Hauch der eiskalten, glitzernden Winterluft.
Der Fremde lehnt sich zurück und genießt!
Er weiß, dass es sie gibt – die Heimat. Das leere Wort füllt sich mit Leben. Erst die Heimat im Herzen lässt den Fremden genießen – den Garten Eden, die vollkommene, immer gleiche Schönheit.
 


22.02.2010

Zurück in Thailand – Similanislands

Zu den zehn schönsten und  intaktesten Korallenriffen der Welt zählt diese Inselgruppe, 75 Kilometer vor der Küste Südthailands, draußen in der Andamanensee, weit weg von den Touristenzentren.
Schwärme von Fliegenden Fischen begleiten unser Boot. Aufgescheucht erheben sie sich wie kleine, silbrige Spielzeugflugzeuge aus dem Wasser und segeln elegant über den Wellenkämmen dahin. Bald darauf Delphine im spielerischen Wettlauf mit dem Schiff!
Unser erstes Schnorcheln bringt bereits eine Begegnung der mystischen Art! Mantarochen, die größten mit einer Spannweite von mehr als fünf Metern ziehen unter uns ihre Kreise und gleiten trotz ihrer Größe schwerelos in meditativ langsamen Bewegungen dahin.
Drei Tage haben wir Zeit, die Unterwasserwelt dieser noch völlig unberührt erscheinenden Inseln zu erforschen. Wir werden zu den besten Schnorchelriffen gebracht und treiben dann mit der Strömung dahin, wie tote Fische alle Vier von uns streckend. Mit den Wellen schaukelnd fühlen wir uns als ein Teil dieser fantastischen Welt!
 
   
 Ab und zu quert eine der großen Karettschildkröten unsere Bahn und zieht mit uns ihre Kreise im warmen, grünen Wasser. Wir spüren, dass das Tier keine Angst hat. Völlig unberührt und versunken im Grenzbereich zwischen dem Unten und dem Oben gleitend, weicht sie erst im letzten Augenblick nach rechts oder links aus, so als würde sie uns erst jetzt wahrnehmen. – Eine Ahnung vom Garten Eden!

15.02.2010

Luang Prabang

Warst du schon in Luang Prabang? Immer wieder wurden wir das gefragt, bevor wir die alte Königsstadt im Norden von Laos erreichten. Für die einen  eine abschreckende Touristenhochburg für die anderen die mystische Mönchsstadt mit den unzähligen Wats, ein Ort voller Geheimnisse und Geschichte. Die Erwartungen sind hoch! Vielleicht  verzeiht man deshalb so schwer den Falangrummel, die stinkenden Abwässer, die in den Mekong fließen, und die für laotische Verhältnisse sündhaft hohen Preise.
Aber da sind auch die goldenen Tempel und die französischen Villen, die der Stadt ein unvergleichliches koloniales Flair verleihen.
  
In der Morgendämmerung  sammeln sich die Mönche zum Almosengang. Gemessenen Schritts und mit ernster, ungerührter Miene nehmen sie  die überreichten Essensgaben der Einheimischen entgegen. Kein Danke, auch kein anerkennendes Nicken. Die Dankbarkeit ist auf Seiten der Gebenden, denn sie haben sich „bun“ erwerben können. Die gute Tat bringt ihnen einen geistigen Verdienst, der sie weiterbringt im endlosen Rad der unzähligen irdischen Leben auf dem Weg in das Nirwana.
 
Alles kann man mir nehmen, nur nicht das, was ich gegeben habe.
Herbert Eisenreich
Beeindruckend ist die Lage auf einer Halbinsel zwischen dem Mekong und dem Nam Khan. Longtailboote warten tief unten am Ufer auf Gäste, einige Luxusbarken, ganz in Teak, geben den betuchten Passagieren die Bühne zur Selbstdarstellung im Liegestuhl an Deck.
Inmitten der Stadt erhebt sich der Tempelberg Phou Si mit seinem goldglänzenden Jehdii. Hierher strömen die Einheimischen, um einen anbetungswürdigen Sonnenuntergang zu bestaunen. Alte Weiblein haben in winzigen Strohkäfigen Pärchen von Minisperlingen, die sie zum Kauf anbieten. Wer die Vöglein fliegen lässt hat „Good luck“! Wir finden, dass wir ein bisschen Glück gut brauchen können. Wir schieben das Stroh auseinander, sodass eine kleine Öffnung entsteht, und  weg sind sie. Das Glück stellt sich augenblicklich ein, als wir die Vöglein hoch oben in den Bäumen jubeln hören!
 

12.02.2010

"Schule einmal anders" Bei den Alak am Bolaven-Plateau

Diesen Post widmen wir im Besonderen unseren Kollegen und Kolleginnen!
Liebe Grüße und erholsame Ferien!
Während ihr eure wohlverdiente, freie Zeit genießt, haben wir heute gearbeitet! Wir waren nämlich in der Schule.
Die Kinder, die hier in völliger Abgeschiedenheit leben, in einem Dorf ohne Strom, ohne Fernseher, mit der Außenwelt nur durch eine staubige Sandpiste verbunden, haben uns sehr beeindruckt:

Braune, staubige Gesichter mit neugierigen, schwarzen Augen.
Barfüßige, kleine Gestalten, die uns umringen, zutraulich, aber nicht aufdringlich.
Ein Lehrer, der schwungvolle Schriftzeichen auf die schäbige Tafel malt und mit stoischer Ruhe die schwätzende, kichernde, auf den Tischen herumturnende Schülerschar ignoriert.

 
 
 Aufgeregtes Lachen und Staunen, als wir auf dem Display der Kamera die Fotos zeigen, die wir gerade von den Kindern gemacht haben.
Ein ca. acht jähriges Mädchen, das eine hölzerne Pfeife raucht, fast so groß, wie es selbst.
Buben, die uns zu einem Spiel mit Kieselsteinchen überreden wollen, einem Spiel, dessen Regeln wir zur Erheiterung der Kinderschar nicht durchschauen.
Besser verstehen wir uns, die Fremden und die Kinder, als wir ein Lied singen, über alle Grenzen der Sprache hinweg, in der universellen Sprache der Welt – der Musik.
 
 Nach der Schule führen uns einige Kinder zum nahegelegenen Markt. Hier wird alles gehandelt, was die Familien zur Selbstversorgung brauchen: Büffelhaut und Bananenblüten für die Suppe, gegrillter Fisch, Minihühnchen am Spieß, Eier mit fast ausgewachsenen Küken, Schlangen, Frösche und Schnecken, Gemüse und Früchte des Waldes in großer Vielfalt, Berge von rotem Chili, getrocknete Flussalgen und natürlich „Lao Lao“ – der beliebte Reisschnaps in Plastiksackerln.

Der große Strom

Mit dem Longtailboot den Mekong flussabwärts: Vorbei an tausenden Inselchen, manche so klein, dass sie nur jetzt während der Trockenzeit über die Wasserfläche ragen, andere kilometerlang, von Fischern bewohnt und von Falangs bevölkert, die, schon fast so braun wie die Einheimischen, in den Hängematten herumlungern. Ein goldenes Wat zieht vorbei, ein dutzend Mönche wie orangefarbene Konfetti davor.
Wasserbüffel kühlen sich genussvoll im grünen Wasser des Flusses oder waten schwarz glänzend am Ufer in stoischer Gelassenheit.

 
 Der Fluss verengt sich und wird schneller. Wellen kräuseln sich und verraten gefährliche Untiefen, die von unserem Bootsmann mit ernstem Blick und voller Konzentration umschifft werden. Während der Regenzeit schwillt der Mekong an dieser Stelle auf eine Breite von vierzehn Kilometern an. Hier bildet er auch mehrere tosende Stromschnellen. In geballter Aggression stürzt sich der Fluss in die Tiefe.
 
 Die Hitze lässt sich nur mit um den Kopf und Nacken geschlungenem, nassem Handtuch aushalten. Wir erfrischen uns, indem wir aus einer geköpften Kokosnuss die frische Milch schlürfen.
 

06.02.2010

Angkor


Angkor, das Herz des mächtigen Khmer - Reiches, das sich vom neunten bis zum dreizehnten Jahrhundert über Indochina erstreckte, ist heute ein großartiger archäologischer Park. Die zahlreichen Tempel sind von üppiger Vegetation überwuchert. Gerade dieses grüne Labyrinth trägt viel zur magischen Atmosphäre bei. Absolut beeindruckend aber sind die bis zu siebenhundert Jahre alten, gigantischen „Spung“ – Bäume, deren weiße Wurzeln wie baumstammdicke Finger das Mauerwerk der Ruinen fest umklammern.

 
   
 Die Welt ist ein Buch.
Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.

Aurelius Augustinus

05.02.2010

Eine asiatische Odyssee

Heute verlassen wir Thailand und wollen die ca. 400 Kilometer nach Siem Reap in Kambodscha mit dem Bus zurücklegen. Die Fahrt wird zu einer wahren Odyssee.
Spätestens jetzt muss man sie verinnerlicht haben – die asiatische Gelassenheit, das Wissen um die Bedeutungslosigkeit der Zeit und die Bereitschaft, sich willenlos in die Hände des unerklärlichen Transport(un)wesens zu begeben. Schon die Fähre von Koh Chang zum Festland hält sich nicht an den Fahrplan. Gefahren wird, wenn das Boot voll ist. Noch recht komfortabel geht es mit dem Mini-Bus auf Thailands Straßen dahin. Die echte Nagelprobe für unsere Asientauglichkeit aber ist der Grenzübertritt nach Kambodscha. In einem chaotischen Durcheinander von Pässen und amtlichen Papieren warten wir auf unser Visum. Dann geht es zu Fuß über die Grenze, in blindem Vertrauen den immer wieder neu zugewiesenen Amtspersonen im Playmobilformat folgend. Als die Falangs in einem länglichen Betonhaus Schlange stehen, befinden sich einige schon im Zustand völliger Auflösung. Alle fünf Meter entsteht in der Menschenreihe eine Ausbuchtung, ein Gedränge. Die Vorderen weigern sich weiterzurücken, die Hinteren schieben ungeduldig nach vor. Es gilt, einen Platz vor den lebensrettenden Ventilatoren zu ergattern. Ganz vorne, dort, wo über das Schicksal der Einreisewilligen entschieden wird, verursachen gleich drei Ventilatoren einen wahren Sturm. Er lässt den Falangs, die ihre roten Gesichter zum Fotoschuss zur Kamera richten die Haare zu Berge stehen. Die gesamte Prozedur an der Grenze dauert vier Stunden. Der erste, der die Fassung verliert, ist ein Österreicher, noch dazu ein Grazer. In einem beängstigenden Wutausbruch tobt er gestikulierend und schreit sich den aufgestauten Ärger von der Seele, Kraftausdrücke verwendend, die Gott sei Dank außer uns niemand versteht. Jetzt fährt der Bus endlich los! Nach drei Minuten der erste Stopp. Aus dem Schatten eines windschiefen Verschlags löst sich ein Bursche und eilt mit einem Kanister herbei. Mit einem großen Trichter wird nun ganz gemütlich unser Linienbus betankt. Der zweite Wutanfall des Österreichers lässt Zweifel aufkommen, ob er diese Fahrt gesund überstehen wird.

 
 Als wir in Siem Reap ankommen, ist es bereits stockfinster. Vertrauensvoll setzen wir uns in ein Tuk Tuk, das uns zu unserem gebuchten Guesthouse bringen soll. Der Fahrer setzt uns allerdings vor einer abenteuerlichen Absteige ab und stammelt in gebrochenem Englisch: „guesthouse full“! Später stellt sich das als ganz gemeiner Trick heraus. Der Tuk Tuk Fahrer erhält Provision, wenn er die ahnungslosen Falangs hier absetzt, egal, ob sie schon woanders gebucht haben oder nicht. Als wir auf den Schwindel draufkommen und nach einer halben Stunde das Zimmer wieder verlassen, müssen wir den Preis für die Nacht bezahlen, da uns der Besitzer mit der Polizei droht. Die 7 US$ können wir leicht verschmerzen, aber die Enttäuschung sitzt tief.

Kein Geld ist vorteilhafter angewandt als das,
um welches wir uns haben prellen lassen,
denn wir haben dafür unmittelbar Klugheit eingehandelt.

Arthur Schopenhauer

02.02.2010

Inselwelten

Seit sechs Tagen kreuzen wir in den Gewässern der Inselwelt Koh Changs. Hier an der äußersten Grenze Thailands zu Kambodscha beobachten wir das noch ursprüngliche Leben der Fischer und fühlen uns in vergangene Zeiten zurückversetzt. Das Innere der Inseln ist bedeckt von dichtem Regenwald. Fast überall erhebt sich die grüne  Wand der mächtigen Bäume undurchdringlich und Respekt einflößend. Die Nacht  ist erfüllt von Geräuschen der Wildnis – faszinierend und fremd. Zum Meer hin säumen weitläufige Kautschukplantagen und Kokoshaine die flach auslaufenden Strände.
 
Heute wagen wir uns auf Fahrrädern in die Gluthitze hinaus. Etwas kraftlos, aber tapfer kämpfen wir uns in ständigem Auf und Ab dahin, von den Einheimischen bestaunt und belächelt und von den Kindern mit Hallorufen und Winken begrüßt. Die Thais selbst sind großteils mit Mofa unterwegs und schütteln über unsere schweißtreibende Fortbewegungsart nur den Kopf. Ein Falang, auch auf dem Rad unterwegs, begegnet uns – triefend und schnaubend, hochrot der Kopf: Jetzt  wissen wir, wie wir aussehen!
Aber nicht nur für die menschlichen Einheimischen sind wir interessant! Auch das Tierreich oben im Geäst der Bäume wundert sich und verfolgt unser Tun mit kommentarlosem Staunen.

Später geht es mit dem Speedboat in wildem Ritt zur nächsten Insel. Finstere Gestalten mit Piratengesichtern an Bord, einer von ihnen mit beeindruckenden Tätowierungen auf dunkler Haut, Raubtierzähnen an der Halskette und am Gürtel eine Reihe von Penisattrappen, erotisch um die Hüfte gebunden. Als er unser Interesse bemerkt (rein platonisch, nur so als Fotomotiv!), macht sich ein weißes Lächeln auf seinem Gesicht breit. Am Ende der Bootsfahrt reicht er nach westlicher Art die Hand zum Gruß und wünscht „Good luck“, ehe er mit schaukelnden Penissen von dannen zieht.

28.01.2010

Dive now –work later

Es ist eine verwunschene, fremde Welt, in die wir abtauchen. Alles bewegt sich im wiegenden Rhythmus des hellgrünen, kristallklaren Wassers. Blitze des vielfach gebrochenen Sonnenlichts tanzen über den Korallengarten mit seinem überwältigenden Reichtum an Farben und Formen. Tief unten, schon fast im dunklen Blau verborgen, das stachlige Dickicht der Geweihkorallen und die riesigen Röhren der Seescheiden, die ihre unheimlichen Schlünde zum Licht recken. Zwischen den bedrohlich warnenden, dolchartigen Stacheln der Diademseeigel stülpen Riesenmuscheln ihr schillerndes Inneres wie fleischige Lippen heraus und winden sich kleine Spiralröhrwürmer in knalligen Konfettifarben. In den lichten Regionen, nahe der Wasseroberfläche tummeln sich tausende Fische. Wie Laserpunkte blinken winzige, hellblaue Fischchen und ziehen frech alle Blicke auf sich. Offensichtlich haben sie keine Angst davor gefressen zu werden.
Als wir versuchen mit kleinen Brotstückchen, die Fische noch näher an die Unterwasserkamera zu locken, sind wir im Nu umringt von einem Wirrwarr aus wirbelnden, kleinen Fischkörpern. In ihrer Gier vergessen sie alle Vorsicht, zwängen sich sogar zwischen das Auge des Fotografen und die Kamera und betrachten uns selbst als leckeres, großes Keks.


 

Tauchkurs der etwas anderen Art

Nach einem schweißtreibenden Elefantenritt durch den Regenwald hat man uns ein gemütliches, kühles Bad im Fluss gemeinsam mit den Elefanten versprochen! Während die anderen friedlich mit ihren Elefantenkühen plätschern, sind wir an den 22 Jahre alten "Wunschu", einen Elefantenbullen in den besten Jahren geraten. Unser Badeausflug wird zu einer wahren Wasserschlacht.

 
 
                   Suchbild Birgit

24.01.2010

Ko Samet

Jetzt ist sie da, die Südseeidylle: Meeresrauschen, weißer Sand, Kokospalmen und uralte Teakbäume mit bunten Bändern umwickelt, als Zeichen der Verehrung, die der Seele des Baumes gilt. Nach einer wirklich abenteuerlichen Fahrt hat es uns auf die kleine Insel Ko Samet im Golf von Thailand verschlagen. Das Samet Ville Resort mit seinen strohgedeckten Hütten bietet Komfort, bestenfalls vergleichbar mit dem Luxus einer abgewirtschafteten Almhütte. Aber die Szenerie der Landschaft macht alles wieder gut. Der Strand ist fast menschenleer. Einige Falangs (“Langnasen“: das sind die meist belächelten, verrückten Ausländer) genießen die Glut der Jännersonne. Die Thais bleiben voll bekleidet im Schatten der hohen Bäume. Vornehme Blässe gilt hier als Schönheitsideal.


Der Reisende ins Innere findet alles,
was er sucht, in sich selbst.
Das ist die höchste Form des Reisens.

Laotse

Überhaupt ist hier alles anders. Wie man mit einfachsten Mitteln, ganz unkompliziert das Leben bewältigt, das beherrschen die Thais vollkommen.
Einige Beispiele dafür:
* Wir bringen unsere Wäsche zur Laundry, eine halbe Stunde später flattert sie schon fröhlich am Straßenrand mitten im Gewühl der vorbeieilenden Fußgänger.
* Gekocht wird auf kleinen Gasherden meist im Freien. Dabei entstehen wirklich köstliche Gerichte. Mittlerweile wissen wir auch schon, dass kleiner Chilli das heißeste Feuer entfacht, und dass wir vom Dschungelcurry besser die Finger lassen sollen.
* Mönche in ihren orangen Gewändern werden überall gratis mitgenommen. Ihnen weiterzuhelfen gilt als besondere Ehre. So sieht man sie überall, im Bus, im Taxi und auf dem Beifahrersitz eines Mofas, sehr weltlich ein Eis schleckend oder das Handy am Ohr.


Neben dieser beneidenswerten Unbeschwertheit gibt es im Leben der Thais aber einen tief verwurzelten Glauben an Geister. Diese Anderswelt besteht durchaus auch aus neidischen und herrschsüchtigen Wesen, die ständig gut gestimmt werden müssen. Zeichen der Furcht vor ihnen sind Amulette, Tätowierungen und die Geisterhäuschen. Diese werden den Geistern zur Verfügung gestellt, die das Gelände bewohnt haben, bevor das Haus gebaut wurde. Opfergaben wie Reis, Obst, Süßigkeiten, ja sogar Spielzeug zur Unterhaltung der Geister werden regelmäßig erneuert.

19.01.2010

Bei den Bergvölkern Nordthailands

Heute beginnen wir unsere dreitägige Trekkingtour in den Bergen Nordthailands. Auf einem schmalen Pfad geht es im Dämmerlicht unter dem dichten Blätterdach des Monsunwaldes steil bergauf. Ab und zu klettern wir über die wie riesenhafte Mikadostäbe anmutenden Bambusstämme, die kreuz und quer im Wald herumliegen und ihn stellenweise zu einem undurchdringlichen Dickicht machen. Ein Wasserfall umrankt von Lianen rauscht herab. Hier machen wir Rast. Wir falten unsere Bananenblattpäckchen auf, in dem sich unser Lunch befindet: spicy Chillireis mit Papaya.
Als wir die höchste Stelle des Weges erreicht haben, merken wir nach und nach, dass wir uns dem Dorf der Lisu nähern. Der dichte Wald liegt unter uns und hat Feldern mit Reis, Soja, Tabak- und Kaffeepflanzen, Papaya- und Litschibäumen Platz gemacht. Dazwischen leuchten die breiten, hellgrünen Blätter der Bananenstauden und die roten Blüten des "Tonnjuu-Baumes", der alles majestätisch überragt. Langsam nimmt unsere Kleidung die rotbraune Farbe der staubig trockenen Erde an.



 
Nimm dir jeden Tag die Zeit,
still zu sitzen und auf die Dinge zu lauschen.
Achte auf die Melodie des Lebens, die in dir schwingt.

Buddha

Mehr als eine Million Menschen kamen um die Jahrhundertwende als Flüchtlinge aus China nach Nordthailand. Die Bergstämme, umgangssprachlich „hilltribes“ genannt, leben jenseits der thailändischen Grenze noch heute teilweise vom Opiumanbau.
In den Dörfern der Lisu und Akha werden wir gastlich aufgenommen und bewirtet. Der Glaube der Akha basiert auf alten chinesischen Philosophien. Der „Akhazang“, der Weg der Akha, beschreibt alle religiösen Rituale, aber er regelt auch die Beziehung der Menschen untereinander, zu den Tieren, der Natur und ihren Kräften. Solange er begangen wird, bleibt die Harmonie mit dem Universum ungestört. Auch das Christentum wird in diese animistische Lebensphilosophie integriert.

 
 
 
Die Nacht im Dorf der Akha ist ein echtes Abenteuer. Unser Schlafhaus, eine Bambushütte auf Stelzen, verfügt über zwei große Schlafräume - einer für die Frauen, einer für die Männer. Auch im Wohnhaus der Akha leben Mann und Frau streng getrennt, die Buben beim Vater, die Mädchen bei der Mutter. Für die Liebe gibt es ein eigenes „Happyhouse“!
Nur der strahlende Sternenhimmel erleuchtet die völlige Finsternis, die über dem Dorf liegt. Rundherum Geräusche: rascheln, scharren, grunzen, bellen, gackern, .…- echt unheimlich. Zehn Minuten nach Vier ist es soweit: Ein „rooster“ legt los und mindestens 100 weitere stimmen in das nächtliche Krähen mit ein, als hätten sie nur darauf gewartet. Ein Gockel sitzt direkt unter unserem Schlafhaus und schreit sich die Seele aus dem Leib.

 
 
Als wir nach drei Tagen wieder ins Tal hinuntersteigen, erscheint es uns wie eine Zeitreise zurück ins moderne Leben der Thais. Mit dem „Songthaew“, einem offenen Truck, fahren wir zum „Golden Triangle“. Hier bildet der Mekong eine natürliche Grenze zwischen den drei Staaten Laos, Myanmar und Thailand.