05.02.2010

Eine asiatische Odyssee

Heute verlassen wir Thailand und wollen die ca. 400 Kilometer nach Siem Reap in Kambodscha mit dem Bus zurücklegen. Die Fahrt wird zu einer wahren Odyssee.
Spätestens jetzt muss man sie verinnerlicht haben – die asiatische Gelassenheit, das Wissen um die Bedeutungslosigkeit der Zeit und die Bereitschaft, sich willenlos in die Hände des unerklärlichen Transport(un)wesens zu begeben. Schon die Fähre von Koh Chang zum Festland hält sich nicht an den Fahrplan. Gefahren wird, wenn das Boot voll ist. Noch recht komfortabel geht es mit dem Mini-Bus auf Thailands Straßen dahin. Die echte Nagelprobe für unsere Asientauglichkeit aber ist der Grenzübertritt nach Kambodscha. In einem chaotischen Durcheinander von Pässen und amtlichen Papieren warten wir auf unser Visum. Dann geht es zu Fuß über die Grenze, in blindem Vertrauen den immer wieder neu zugewiesenen Amtspersonen im Playmobilformat folgend. Als die Falangs in einem länglichen Betonhaus Schlange stehen, befinden sich einige schon im Zustand völliger Auflösung. Alle fünf Meter entsteht in der Menschenreihe eine Ausbuchtung, ein Gedränge. Die Vorderen weigern sich weiterzurücken, die Hinteren schieben ungeduldig nach vor. Es gilt, einen Platz vor den lebensrettenden Ventilatoren zu ergattern. Ganz vorne, dort, wo über das Schicksal der Einreisewilligen entschieden wird, verursachen gleich drei Ventilatoren einen wahren Sturm. Er lässt den Falangs, die ihre roten Gesichter zum Fotoschuss zur Kamera richten die Haare zu Berge stehen. Die gesamte Prozedur an der Grenze dauert vier Stunden. Der erste, der die Fassung verliert, ist ein Österreicher, noch dazu ein Grazer. In einem beängstigenden Wutausbruch tobt er gestikulierend und schreit sich den aufgestauten Ärger von der Seele, Kraftausdrücke verwendend, die Gott sei Dank außer uns niemand versteht. Jetzt fährt der Bus endlich los! Nach drei Minuten der erste Stopp. Aus dem Schatten eines windschiefen Verschlags löst sich ein Bursche und eilt mit einem Kanister herbei. Mit einem großen Trichter wird nun ganz gemütlich unser Linienbus betankt. Der zweite Wutanfall des Österreichers lässt Zweifel aufkommen, ob er diese Fahrt gesund überstehen wird.

 
 Als wir in Siem Reap ankommen, ist es bereits stockfinster. Vertrauensvoll setzen wir uns in ein Tuk Tuk, das uns zu unserem gebuchten Guesthouse bringen soll. Der Fahrer setzt uns allerdings vor einer abenteuerlichen Absteige ab und stammelt in gebrochenem Englisch: „guesthouse full“! Später stellt sich das als ganz gemeiner Trick heraus. Der Tuk Tuk Fahrer erhält Provision, wenn er die ahnungslosen Falangs hier absetzt, egal, ob sie schon woanders gebucht haben oder nicht. Als wir auf den Schwindel draufkommen und nach einer halben Stunde das Zimmer wieder verlassen, müssen wir den Preis für die Nacht bezahlen, da uns der Besitzer mit der Polizei droht. Die 7 US$ können wir leicht verschmerzen, aber die Enttäuschung sitzt tief.

Kein Geld ist vorteilhafter angewandt als das,
um welches wir uns haben prellen lassen,
denn wir haben dafür unmittelbar Klugheit eingehandelt.

Arthur Schopenhauer

1 Kommentar:

  1. Wow...das sind ja unglaubliche Abenteuer die ihr da erlebt...aber die Bilder und Eindrücke, welche ihr wieder liefert sind ein Traum. Schade, dass das mit eurer letzten "Unterkunft" nicht so funktioniert habt!
    Ihr fehlt dem Chor sehr..allen voran mir;-)
    Wenn ich da auf den wunderschönen Kalender schaue, den ich von 2 ganz besonderen Menschen bekommen habe, weiß ich, dass es ja nicht mehr sooo lange dauert, dass ihr wieder gesund und heil heimkommt! Ich wünsche euch auf alle Fälle alles Gute weiterhin...werde alles genau verfolgen! Und danke nochmals, für dieses wunderschöne Geschenk!
    Eure Magdalena
    (und ein ganz lieber Gruß vom Stefan)

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